Skip to content
Verein zur Erforschung und Diskussion des Verhältnisses von Stadt und Kultur

Die Rote Moderne in Sachsen

Ausstellungseröffnung und Vortrag:

Donnerstag, 8. November 2001 – 19.00 Uhr

Bauverwaltung

Rudolf-Hillebrecht-Platz 1

30159 Hannover

  • Maria Obenaus (Technische Universität Dresden, Werkbund Sachsen

Sandstein, Werkstein, Putz sind als typische Fassadenmaterialien in Sachsen bekannt. Backstein, Ziegel, Klinker verbindet man mit Norddeutschland, Hansestädten wie Lübeck oder Hamburg und Architekten wie Fritz Schumacher, dem bedeutenden Hamburger Stadtbaudirektor des jungen 20. Jahrhunderts.

Doch existieren in den sächsischen Großstädten Dresden, Leipzig und Chemnitz zahlreiche bemerkenswerte Bauten, Ensembles und Siedlungen der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, die durch das Material Klinker mit seinen vielfältigen Rot- und Braun-Nuancen geprägt sind.
Nach Jahren zurückhaltender Bautätigkeit in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg und der Inflation wurden ab 1924 wieder größere Bauvorhaben in Auftrag gegeben. Sie widerspiegeln die unterschiedlichsten Architekturauffassungen, die vom konservativen, dem Historismus verhafteten Ideal über expressionistische Gestaltungstendenzen bis zum Stil der klassischen Moderne – zur ‚Neuen Sachlichkeit’ reichen.
Dieser Richtung gegenüber waren insbesondere sozialdemokratisch orientierte Regierungen und Unternehmer aufgeschlossen. Dazu gehörten Wohnungsgenossenschaften mit ihren bemerkenswerten Siedlungsanlagen, progressive Industrieunternehmer, Gewerkschaften und Konsumgenossenschaften, die ihre innovative Unternehmensführung mit einer adäquaten Architektursprache dokumentieren wollten. Hier sind vor allem die Konsumzentralen in Leipzig und Dresden zu nennen.
Flachdächer, Fensterbänder, liegende Fensterformate, Eckumführungen von Fenstern, flache Fensterlaibungen, abgerundete Gebäudeecken, kubische Baugruppen, gern durch einen Turmbau als Werbeträger betont, prägen als typische Stilelemente der Moderne das Bild der hier vorgestellten Klinkerbauten.
In konstruktiver Hinsicht nutzten die Architekten neue ingenieurtechnische Möglichkeiten, entwickelten aus der traditionellen massiven Backsteinwand den mehrschaligen Außenwandaufbau bzw. die Stahlbeton-Skelettbauweise mit vorgehängten Klinkerfassaden.
Die architektonischen Qualitäten dieser bauten wie städtebauliche Einordnung, Gebäudekonzeption, Raumfolge und Detailqualität sind heute noch erlebbarer Anspruch für ein materialgerechtes, ausdrucksstarkes neues Bauen in Gegenwart und Zukunft.