Verplante und verbaute Öffentlichkeit
über die Zweckentfremdung der Stadt
Vortrag und Diskussion:
Donnerstag, 16. November 1995 –
Pavillon
- Andreas Feldtkeller (Sanierungsamt der Stadt Tübingen)
Die Städte waren in ihrer Geschichte nicht nur Orte des privaten Wohlergehens, sondern vor allem Plätze des Austauschs und des Zusammenlebens im Stadtraum. Die Straße war der Ort, an dem Menschen und Gruppen unterschiedlichster Lebensgewohnheiten und Auffassungen Gesellschaft bildeten.
Heute hat der funktionale Städtebau - verbunden mit der mas-senhaften Verbreitung moderner Kommunikationstechniken - zu einer Vernachlässigung, noch besser gesagt zu einer Miß-achtung des Kommunikationsraums „Stadt“ geführt.
Die Frage ist, ob das Verschwinden des öffentlichen Raums in der Stadt eine zwingende Folge des kulturellen Wandels oder eine Konsequenz aus fehlgeleiteter Planung ist, die Bequemlichkeit, vordergründige Wirtschaftlichkeit und das Bedürfnis zur Selbstdarstellung höher einstuft als das Gemeinwohl.
Wir leben in einer Zeit, in der von Politikern gern an mehr Zivilcourage appelliert wird. Was hilft das, wenn wir Städte bauen, in denen Grenzziehungen und das Wegschauen von den Differenzen in unserer Gesellschaft zu beherrschenden Planungsprinzipien geworden sind?