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Verein zur Erforschung und Diskussion des Verhältnisses von Stadt und Kultur

Wittgenstein als Architekt

Vortrag mit Lichtbildern:

Dienstag, 1. Juli 2008 – 20.00 Uhr

Kino im Anzeiger-Hochhaus

Goseriede 9

30159 Hannover

  • Achim Engstler (Autor, Philosoph)

Ludwig Wittgenstein (1889-1951), einer der bedeutendsten und einflussreichsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, war nicht nur Philosoph. Er war auch diplomierter Maschinenbau-Ingenieur und ausgebildeter Volksschullehrer. Zudem hat er, ohne fachliche Vorbildung, von 1926 bis 1928 als Architekt gewirkt. In dieser Zeit baute Wittgenstein, nach Vorarbeiten Paul Engelmanns, für seine Schwester Margaret Stonborough im III. Wiener Bezirk eine Stadtvilla.

Die Gestaltung dieses Hauses ist so ungewöhnlich, dass sie nach einer Erklärung verlangt, und es liegt nahe, die Erklärung für Wittgensteins Architektur in seinem Denken zu suchen. Dabei besteht jedoch die Gefahr, kurzschlüssig zu interpretieren. Denn es war Wittgenstein eindeutig nicht darum zu tun, philosophische Thesen in Stein, Glas und Eisen zu transformieren. Er wollte vielmehr schlicht und einfach ein Haus für seine Schwester bauen. Dennoch besteht eine Beziehung zwischen seinem Bauen und seinem Denken: beidem liegt nämlich derselbe ethische Impetus zugrunde. Was die von Wittgenstein konzipierte Philosophie mit den Mitteln der Sprachkritik zu erreichen sucht, soll seine Architektur mit den Mitteln formaler Gestaltung leisten: die Befreiung von Doktrinen, die an einem selbstbestimmten und selbstverantworteten Leben hindern. Wittgensteins Haus für seine Schwester ist Architektur in ethischer Absicht.

Veranstaltungsrahmen: ArchitekturZeit 2008