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Verein zur Erforschung und Diskussion des Verhältnisses von Stadt und Kultur

Die Stadt als Beute

Auf dem Weg zur neofeudalen Stadt?

Vortrag und Diskussion:

Dienstag, 29. Februar 2000 –

Bildungsverein

Wedekindstr. 14

30161 Hannover

  • Klaus Ronneberger (Stadtforscher, Frankfurt/M.)

Wichtige Bereiche der Stadt erfahren gegenwärtig einen Aufwertungsprozeß oder werden zu Erlebnislandschaften umgebaut. Ins Zentrum der politischen Aufmerksamkeit rücken die Lebens­stile und Konsumpraktiken der finanzstarken Mittelschichten, deren Ansprüche an den städtischen Raum man befriedigen möchte. Aus dieser Perspektive ist Stadtentwicklungspolitik Standortmarketing für das „Unternehmen Stadt“.

Die Durchsetzung dieser neoliberal orientierten Politik führt zu Ausgrenzungsprozessen, die nun nicht mehr dem Wohlfahrtsstaat überantwortet, sondern mit ordnungspolitischen Mitteln bearbeitet werden. Gleichzeitig schreibt sich die gesellschaftliche Spaltung in den städtischen Raum ein. Es scheint eine ständische Bürgerstadt zu entstehen, die eine Einschränkung von Rechten für Teile der Bevölkerung bewußt in Kauf nimmt.
Die vorherrschenden Interventionsversuche zur Rettung der europäischen Urbanität stehen dazu nicht in einem antagonistischen Verhältnis. Die Idee des sozialen Ausgleichs zählt zwar zum Standardrepertoire des Krisendiskurses, allerdings verknüpfen die meisten Protagonisten einer integrativen Stadtpolitik ihre Forderungen mit Bedrohungsszenarien, die den Zerfall der städtischen Gemeinschaft durch Sprengkraft des Sozialen beschwören.