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Verein zur Erforschung und Diskussion des Verhältnisses von Stadt und Kultur

Ende des Industriezeitalters – Aus für die europäische Stadt?

Über die Leerstandkrise der ostdeutschen Städte

Vortrag und Diskussion:

Donnerstag, 25. April 2002 – 19.30 Uhr

Bildungsverein

Wedekindstr. 14

30161 Hannover

  • Wolfgang Kil, Architekturkritiker und Publizist, Berlin

Mit Abriss, Rückbau, Entdichtung, einem beispiellosen Programm zum Stadtumbau, reagieren Bund und Länder auf den Rückgang an Bevölkerung, der die meisten ostdeutschen Städte in den letzten Jahren massiv betroffen hat. Inzwischen stehen eine Million Wohnungen leer, Tendenz unaufhaltsam steigend. Alarmierende Spitzenreiter wie Leipzig, Halle oder Wittenberge machen deutlich, dass es sich hier nicht um ein Fiasko der Plattenbaugebiete, sondern offenbar um eine fundamentale Krise der traditionellen europäischen Stadt handelt.

Der Strukturwandel, in dessen Folge die Neuen Bundesländer innerhalb von nur zehn Jahren weithin deindustrialisiert wurden, zeitigt nun seine demografischen Folgen: Vor allem junge Facharbeiter und Aufstiegsorientierte wandern scharenweise in die prosperierenden Industriezentren West- und Süddeutschlands aus. Aber nicht nur Städte, auch ländliche Regionen laufen regelrecht leer: einstmals dünn besiedelte Landschaften, zu DDR-Zeiten massiv gefördert, die jetzt wieder in den vorindustriellen Status einer Armutsregion zurück zu kippen drohen.
Der Verlust der alten Industrien ist unwiderruflich. Werden die verlassenen Gegenden also verwildern? In Schwedt gibt man die äußeren Randlagen der Neustadt an den Wald zurück. Wer würde eine solche Entscheidung angesichts historischer Kleinode wie Stralsund, Görlitz, Meißen oder Sangerhausen treffen? Wie überleben Städte, die keiner braucht?