Öffentliche Toiletten als Gestaltungsaufgabe
Vortrag und Diskussion:
Dienstag, 26. Juni 2001 – 20.00 Uhr
Historisches Museum
Pferdestr. 6
30159 Hannover
- Johannes Bergmann (Architekt, Frankfurt/M)
Bei seiner Beschreibung der nationalen Eigenschaften weist Charles de Gaulle auf die Gewohnheit der Deutschen hin, „gothische Paläste für die Bedürfnisse zu errichten“ – eine Anspielung auf die im wilhelminischen Deutschland verbreitete Neigung, öffentliche Bedürfnisanstalten mit repräsentativer Architektur zu schmücken. Der Stolz auf die neuen hygienischen Standards wich freilich bald der Ernüchterung. Niemand bestritt die Notwendigkeit der Abortanlagen und niemand wollte sie in der Nähe der eigenen Wohnung oder des Geschäftes haben. Die Gestaltung wurde nüchterner, die Standorte versteckter.
In Berlin scheitert der Versuch, Pissoirs in erweiterten Anschlagsäulen von Ernst Litfaß verschwinden zu lassen, aber andere Formen des Versteckens setzen sich durch: man pflanzt Bäume davor, baut Kioske daneben oder verlegt sie gleich unter die Erde.
Ungeliebt und vernachlässigt entsprachen die Bedürfnisanstalten immer weniger der „Visitenkarte“ der welt-offenen, modernen Stadt. Erst in jüngster Zeit erfahren sie, z. T. im Rahmen von public-private-partnerships, wieder eine Aufwertung, in architektonischer, innenarchitektonischer wie auch funktionaler Hinsicht.
Johannes Bergmann berichtet hierüber und über das hannoversche Modell der Sanierung der sanitären
Anlagen.