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Verein zur Erforschung und Diskussion des Verhältnisses von Stadt und Kultur

Luxus als Speerspitze der Entwicklung

Vortrag und Diskussion:

Donnerstag, 11. November 2004 – 20.00 Uhr

Pavillon

Lister Meile 4

Hannover 30161

  • Detlef Gürtler (Wirtschaftsjournalist, Berlin, Marbella)

Was immer das Leben angenehm macht - die Reichen hatten es zuerst. Ob Wasserspülung oder Zentralheizung, ob Handy oder Navigationssystem, am Anfang waren es Luxusprodukte, die sich nur eine schmale Oberschicht leisten konnte. Aber nur kein Neid: Von den Annehmlichkeiten, die heute jeden von uns umgeben, hätte ein Millionär aus Kaisers Zeiten nur träumen können.

Über weite Strecken der Menschheitsgeschichte hat Luxus nicht so sehr Werte geschaffen, als vielmehr Werte vernichtet - bestand er doch vorwiegend aus demonstrativer Verschwendung von Lebens- und anderen Mitteln. Der Anreiz zur Innovation blieb gering. Der Kapitalismus hat dem Luxus-Konsum diesen Makel genommen. Weil jedes Edelprodukt auch für Normalverdiener zugänglich gemacht werden kann, lohnt es sich für die Hersteller, in Innovation statt in Verschwendung zu investieren. Die Oberschicht erkennt man nicht mehr daran, dass sie bestimmte Produkte konsumiert, sondern daran, dass sie es früher als andere tut.
 
Inzwischen konkurriert der Luxus in seiner Bedeutung für den technischen Fortschritt gar mit dem traditionell stärksten Innovationsmotor der Weltgeschichte: der militärischen Forschung. Ist das der Anfang vom Ende der Herrschaft der Waffen über die Köpfe, oder doch nur das hedonistische Zwischenspiel einer Gesellschaft, die ein paar Jahrzehnte lang keine Katastrophen erdulden musste?