Skip to content
Verein zur Erforschung und Diskussion des Verhältnisses von Stadt und Kultur

Vom Nutzen des Nutzlosen – der Produktivität des Unproduktiven

Vortrag und Diskussion:

Montag, 22. November 2004 – 20.00 Uhr

enercity expo Café

Ständehausstr. 6

Hannover 30159

  • Josef Heringer (Bayerische Akademie für Naturschutz und Landespflege)

„Aus euren Augen glotzen einzig Münzen – es lebt wer sieht“ so beginnt ein Gedicht des Lyrikers Uwe Dick. Jede Tagesschau und Nachrichtensendung zeigt uns wie es um den Nutzen exakt steht. „Nemax, Dax und Co.“ zeigen weltweit die Fieberkurven eines Wirtschaftssystems, das in seiner Hektik und Einseitigkeit die deutlichen Zeichen seines Niedergangs übersieht. In der Tat, wir leben in einer umfassenden Wahrnehmungs- und Wertekrise, die den Preis von allem kennt und den Wert von nichts. Um unserer gesellschaftlichen Sackgasse zu entkommen, ist es nötig, dem „Nutzen“ auf den Grund zu gehen. Nutzen jedweder Art, braucht „Natur“ und da „vernutzte“ Natur uns Kreativität und Zukunft kostet, sind die Voraussetzungen für ein wünschenswertes „Leben in Fülle“ zu benennen. Neues „Tun-und-Sein-lassen-Können“ bei der Stadt- und Landschaftsplanung kann uns z.B. durch etwas „nutzlose Wildnis“ neues Kreativ- und Erlebnis-Potential ins Leben bringen. Gute „Zeit-Genossenschaft“ mit allem, was ist und lebt, will gelernt sein, denn wer nicht „genießen“ kann, wird „ungenießbar“. Dies läuft auf eine Revision des herrschenden Verständnisses von Luxus hinaus: Sinn-volle Mitwelt, Zeit-Wohlstand, Beziehungs-Reichtum, Einfühlungsvermögen dank neuentwickelter Ästhesie wären die Insignien einer neuen Kultur. Schließlich gilt: „Der Mensch isst Brot und lebt vom Glanz“ (Hilde Domin).