Gefühlsmaschinen
Städte zwischen Ritual, Poesie und Kommerz
Vortrag und Diskussion:
Montag, 14. November 2005 – 19.30 Uhr
Architektenkammer
Friedrichswall 5
30159 Hannover
- Karin Wilhelm (Prof. für Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt, TU Braunschweig)
Unsere Städte und Zwischenstädte, die peripheren Zonen und Landschaftsgebiete bilden Gefühlsräume, die das Feld der sozialen Interaktion der Menschen ebenso prägen wie die individuellen Handlungsmuster der Identifikation oder Verweigerung und Angst. Mechanismen dieser Art sind seit der Schrift des Wiener Architekten Camillo Sitte zum „künstlerischen Städtebau“ (1889) bekannt und haben als Planungsstrategien in der Phase des postmodernen Städtebaus der 70er und 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts eine Renaissance erlebt. Die Erzeugung von Gefühlszonen im Stadtraum mithilfe der Architektur ist also ein bekanntes und immer schon gezielt produziertes Phänomen. Die einst als Poesie des narrativen Raumes gefeierte Bildlichkeit der Stadt, die den ritualisierten Gebrauch (z.B. religiös, politisch, touristisch) kommentierend begleitete, scheint heute in der totalen Kommerzialisierung solcher Bilder zu verschwinden – oder gibt es Alternativen?